Achtung: Der nachfolgende Artikel ist ausschließlich die persönliche Meinung des Autors.
237,9 Milliarden US-Dollar. Auf diese Summe wird das Gesamtvermögen von Elon Musk vom US-Magazin Forbes geschätzt. Das ist mittlerweile beinahe so viel wie die Vermögen von Jeff Bezos und Bill Gates zusammen. Sie kommen gemeinsam auf knapp 265 Milliarden US-Dollar. Die immense Macht, die Elon Musk mit diesem Vermögen zukommt, nutzt er häufig: Durch seine Tweets können Börsenkurse crashen und Kryptowährungen massiv im Wert steigen: Im Januar nahm er den Hashtag #bitcoin in seine Twitter-Bio auf und kündigte an, dass bei Tesla künftig auch in Bitcoin bezahlt werden könne – daraufhin wurde die Kryptowährung zwischenzeitlich bei 43.000 Euro gehandelt.
Erst kürzlich machte der Entrepeneur mit dem Kauf und der sofortigen Reform des Kurznachrichtendienstes Twitter auf sich aufmerksam. Bei diesem musk’schen Vorhaben gab es, wie auch bei den meisten anderen seiner Tätigkeiten, heftige Kritik aus der Öffentlichkeit, die sich immer häufiger nun auch gegen die Person Musk und seine grundsätzliche Einstellung richtet. Doch ist diese Kritik wirklich gerechtfertigt? Oder wird von Musk in der Öffentlichkeit ein verzerrtes Bild gezeichnet?
Elon Reeve Musks Biografie liest sich zunächst klassisch: Nachdem er in wohlhabenden Verhältnissen in Pretoria, Südafrika aufwuchs, wanderte im Alter von 17 Jahren nach Kanada aus, hauptsächlich um dem Wehrdienst in seinem Geburtsland aus dem Weg zu gehen. Dort begann er ein Studium der Volkswirtschaft und der Physik. Und dennoch war bereits in seiner Kindheit in Südafrika klar, dass Musk anders war als Gleichaltrige: Aufgrund seiner Asperger-Diagnose wurde er in der Schulzeit gemobbt, seinem Biografen beschrieb er: „In der Schule wurde ich von Gangs gejagt, die die Sch** aus mir herausprügeln wollten und wenn ich dann nach Hause kam, war es dort genauso schrecklich. Es war Nonstop-Terror“.
Die Folge: Musk zog sich zurück, lebte für sich und begann, sich für Naturwissenschaften und Technik zu interessieren. Bereits im Alter von 12 Jahren schrieb er den Code für ein Computerspiel namens „Blastar“, welches er sogar für 500 US-$ an eine Computer-Fachzeitschrift verkaufte. Mit seinem Bruder probierte er sich außerdem daran, Salpeter, Schwefel und Holzkohle zu einem Treibstoff für Raketen zu mischen. Die Wahl des Studiengangs „Physik“ scheint also logisch und mit der Wahl des zweiten Studiengangs „Volkswirtschaftslehre“ beweist Musk Intelligenz: Von vornherein ist es sein erklärtes Ziel, seine Ideen zu Geld zu machen.
Statt nach einem Bachelor-Abschluss in beiden gerade erwähnten Studiengängen also an einer weiteren Universität sein Studium fortzusetzen, entschließt er sich zu einer Unternehmensgründung: Der heutige Multi-Milliardär setzt auf das gerade aufkommende Internet und erschafft, mittlerweile wohnhaft in den USA, „Zip2“. Anfangs werden hier online Stadtführer für Zeitungen wie die „New York Times“ zur Verfügung gestellt, was Erfolg hat: Im Jahr 1999 wird das Unternehmen für 307 Millionen US-$ verkauft – Musk erhält 22 Millionen.
Im Alter von 28 Jahren hat er die Chance, sich auf die Malediven zurückzuziehen und sein Leben in vollen Zügen zu genießen, doch er macht ohne Pause weiter und kreiert ein Online-Bezahlsystem namens „x.com“. Nachdem „x.com“ in 2000 mit dem Konkurrenten „Confinity“ fusioniert, entsteht „PayPal“ und entwickelt sich innerhalb kürzester Zeit zum Weltmarktführer der Online-Finanzdienstleister, was es bis heute geblieben ist. 2002 übernimmt Ebay das Vorhaben für 1,5 Milliarden US-$ und Mitgründer Musk, der 11,7 Prozent der Anteile hielt, erhielt davon 200 Millionen.
Diese reinvestierte er komplett: 100 Millionen für das Weltraumunternehmen SpaceX, 70 Millionen für den Elektroautohersteller Tesla und 30 Millionen für das Solarstrom-Unternehmen Solar City. Diese Start-Ups sind auch heute noch im (Teil-)besitz von Elon Musk und sagen viel über seine Persönlichkeit aus: In einer Zeit, in der von erneuerbaren Energien keine Rede war, in der Elektroautos als unrentabel und deswegen unnötig galten und in einer Zeit, in der niemand ahnte, dass die NASA mit Privatunternehmen daran arbeitet, Weltraumtourismus anzubieten, gründete Elon Musk mit beinahe seinem gesamten Vermögen 3 Unternehmen, die genau auf diese Bereiche spezialisiert waren.
Statt sich, wie es wahrscheinlich ein Großteil von uns tun würde, auf dem Erreichten auszuruhen, ging Musk ein großes Risiko ein, weil er stets eine Vision hatte, die er erfüllen wollte. Das ist ihm, egal ob man diese Vision teilt oder nicht, meiner Meinung nach sehr hoch anzurechnen. Sei es, bis 2025 den Mars besiedelt zu haben oder die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Letzteres klingt in der heutigen Zeit zwar nicht mehr sehr visionär, bei Tesla stieg er allerdings mit exakt diesem Ziel bereits im Jahr 2004 ein, 15 Jahre vor Greta Thunberg und Fridays For Future.
Und ebendiese zählen auch zu den schärfsten Kritikern des Tesla-Chefs. Weder Elektroautos noch „sein autoritärer Turbokapitalismus“ würden die Klimakrise bekämpfen können. Doch bei aller womöglich durchaus gerechtfertigten Kritik an seinen Geschäftspraktiken hat Elon Musk einem Großteil der Politiker dieser Welt und erst recht den selbsterklärten „Aktivisten“ von „FridaysFor Future“ eines voraus: Statt ewig über die Probleme zu reden, die die Welt bewegen, zeigt er technologische Lösungsmöglichkeiten auf, die über „Wir verbieten das einfach alles“ hinausgehen und realisiert diese – und das schon weit bevor Klimaschutz zum Trend wurde.
Tim