Was in Katar alles schief lief

Disclaimer: Dieser Artikel enthält Sarkasmus und entspricht lediglich der Meinung der Autorin. Hiermit soll nicht in das freie Recht, Fußball zu schauen, eingegriffen werden. Außerdem enthält ein Zitat, das nicht die Meinung der Autorin widerspiegelt, homophobe Sprache.

Die Zeit des Jahres, in der sich fast die ganze Welt in ihre Fan-Schals wirft und sich Flaggen an ihr Auto steckt war wieder da – ein Hoch auf die WM. Doch dieses Mal bestanden nicht neunzig Prozent der Nachrichten aus Ankündigungen, Spielplänen und Ergebnissen. Sie schaffte es durch ganz andere Schlagzeilen. Homofeindlichkeit, Sexismus und tausende Tote waren nur einige von diesen. Die WM 2022 wurde in Katar, einem kleinen Land im Nahen Osten, veranstaltet – klingt erstmal nicht nach einem Problem.

Allerdings gab es davon einige: Katars Infrastruktur ist nicht stark genug, um ein Event in dieser Größe abzuhalten und der Regierung des Landes werden die verschiedensten Anschuldigungen an den Kopf geworfen – die meisten davon berechtigt. Die Infrastruktur stellt vor allem ein Problem dar, wenn man bedenkt, wie viele Stadien und auch generell welche Menge an Geld wirklich mit der Veranstaltung verbunden sind. Nun gut, als gas- und ölreiches Land mangelt es Katars Regierung nicht zwingend an letzterem. Deshalb gaben sie auch eine Menge aus, um Straßen, Stadien und ganze Städte für die WM zu bauen. Die Chance einer dauerhaft konstanten Nutzung von insbesondere der Stadien ist allerdings sehr klein.

Dies wirkt fast noch schlimmer, wenn man sich die Hauptarbeitskräfte ansieht – oder genauer: die Todeszahlen unter ihnen. Seit Katar 2010 das Veranstaltungsrecht für die WM 2022 gewonnen hat, sind über 6500 Arbeitskräfte aus Indien, Nepal, Bangladesch, Pakistan und Sri Lanka an den Vorbereitungen der WM gestorben. Diese Zahl wurde von verschiedenen Regierungsaufzeichnungen zusammengetragen. Das bedeutet, dass die Regierungen der Länder alle BürgerInnen, die seit 2010 als Bauarbeiter nach Katar gegangen und nur als Totenmeldung zurückgekehrt sind, gezählt haben. Daher ist die Anzahl an Toten noch viel höher, da Tote aus z.B. Kenia oder den Philippinen überhaupt nicht miteingerechnet sind. Die Regierung Katars schätzt die gesamt Anzahl der Toten auf fünf bis sechshundert.

Doch die Krönung kommt noch: 2010 versprach diese, die WM CO²-neutral abzuhalten. Über dieses Ziel sind sie nur mit 3,6 Millionen Tonnen CO²-Ausstoß hinausgeschossen. Das entspricht in etwa den jährlichen Ausstößen der gesamten Republik Kongo – total klimaneutral, oder?

Nach diesen Problemen hört die Liste aber leider auch nicht auf. Um eine WM veranstalten zu dürfen, muss das Land eine Frauenmannschaft haben. Katar hat diese, allerdings hatte sie seit 2014 kein Spiel mehr und nahm auch 2013 nur an drei Spielen teil.

Doch nicht nur Frauen werden von der Regierung mehr oder weniger öffentlich erniedrigt, auch gegen die LGBTQ+ Community haben sie einiges einzuwenden. Gelbe Karte fürs Tragen der “One Love”-Binde ist hier nur die Spitze des Eisberges. Homosexualität ist nach momentanem Stand dort illegal. Und das obwohl der Fifa-Präsident noch extra gesagt hat, dass alle Menschen in Katar wilkommen sind. Währenddessen äußerte sich der WM-Botschafter Katars sehr feindlich: “Homosexualität ist Haram (verboten). […] Es ist ein geistiger Schaden.”

Insbesondere Aussagen wie diese – welche sich gegen ganze Menschengruppen richten – sollten heutzutage nicht öffentlich geäußert und besonders nicht akzeptiert oder bejubelt werden. Allerdings war die Menge an BürgerInnen, die genau das tun, erschreckend groß.

Diese WM kann als Mittelfinger an Menschenrechte bezeichnet werden, aber nur wenige interessieren sich dafür. Katar hätte niemals die Rechte zum Veranstalten bekommen sollen, aber das ist nun Vergangenheit. Und wenn man lieber 90 Minuten Fußball schauen möchte oder das moralisch vertreten kann, jedem das seine. Allerdings hätte diese WM nicht großartig publiziert werden und auch nicht ohne Kritik angenommen werden sollen.

„Ab wann gucken wir denn die WM nicht mehr – ab drei Toten, ab 50, ab 60, ab 1.000? Allein, dass wir darüber reden müssen, zeigt, wie verkommen das System ist und wie verkommen diese Weltmeisterschaft ist“ – Lena Cassel bei Markus Lanz.

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